Eine kurze Beschreibung des Gerbprozesses

Die Gerbung ist ein Prozess, in dem Tierhaut ihre Wasser- und Fäulnisbeständigkeit erhält. Eiweissfaser wird dabei in Lederfaser umgewandelt - ein Prozess, der synthetisch nicht nachgebildet werden kann. Neben der Qualität der Rohware entscheidet die Art der Gerbung über die Qualität und die Eigenschaften des ledernen Endprodukts: Festigkeit, Dehnbarkeit, Wasserverträglichkeit und auch die Oberflächeneigenschaften wie Härte oder Geschmeidigkeit werden maßgeblich vom Gerbverfahren bestimmt. Die traditionellen Gerbverfahren sind uralt; sie lassen sich nach den bestimmenden Gerbstoffen in 3 Gruppen teilen:

Die Loh- oder Rotgerbung erfolgt mit pflanzlichen Stoffen (Extrakten aus Rinden, Hölzern, Blättern und Früchten) und wird bei schweren Rinderhäuten angewandt. 'Lohgare' führt zu einem sehr festen, langlebigen und robusten Leder, das durch Gebrauch seine Patina erhält.

Die Sämischgerbung arbeitet mit Fett und Tranen und wird vor allem auf Hirsch-, Reh-, Schaf- und Ziegenhäute angewandt. 'Sämischgares' Leder ist ungemein weich, von fast wollartiger Beschaffenheit und kann ohne Schaden vielfach gewaschen werden.

Die Alaun- oder Weissgerbung, eine mineralische Gerbung, arbeitet mit Alaunstein, wird vor allem bei Kleintierfellen angewandt und führt zu einem hellen Leder von grosser Weichheit.

Die Chromgerbung, ebenfalls mineralisch, ist jüngeren Datums. Sie wurde im 19. Jahrhundert eingeführt, arbeitet mit Chrom und anderen mineralischen Salzen und hat den Vorteil sehr kurzer Gerbzeiten. Das Ergebnis ist ein leicht zu verarbeitendes, sehr geschmeidiges, weiches, tuchartiges Leder, wie es heute beliebt ist.

Aus diesen drei grundsätzlich unterschiedlichen Gerbverfahren werden eine Reihe von Kombinationen eingesetzt, bei denen die Gerbzeiten durch mechanische und chemische Mittel deutlich verkürzt werden.

Mit pflanzlichen Gerbstoffen hergestellte Leder werden allgemein als vegetabil gegerbt bezeichnet. Sie entstehen in Fassgerbung, Grubengerbung oder Altgrubengerbung, die - in dieser Reihenfolge - mit steigendem Zeitaufwand immer festere Leder hervorbringen. Bei der Fassgerbung wird Leder pflanzlich in einem rotierendem Gerbfass gegerbt, was in einer vergleichsweise kurzen Zeit geschieht. Das Leder wird relativ weich. Das in der besonderen Form der vegetabilen Gerbung im sogenannten Farbengang - einem System von 6-12 mit Lohbrühe gefüllten Gruben - gegerbte Leder wird grubengegerbt genannt. Das in wirklich vielen Monaten in der Grube lohgegerbte Leder wird altgrubengegerbt genannt.